Freitag, 28. Oktober 2011

Der zweite Streich

Nun ist es passiert. Ehe ich mich versehen habe, hat sich auch schon der zweite Monat hier in Uganda selbst beendet.
Zeit sich mal wieder zu melden und ihnen und euch Nachricht von meinem Leben zu geben, dass man irgendwo zwischen OC California und Lost im Großstadtdschungel Kampalas zu vermuten sucht.



Der zweite Monat fern der Heimat, ist, man mag es kaum glauben noch schneller vorbei gegangen, als der vorheringe. Nicht nur, dass sich Freundschaften verfestigt Ortkenntnisse erweitert und Anfangsschwierigkeiten aufgelöst haben, nein auch mein Magen gibt endlich ruhe. Dabei hatte dieser noch während des ersten Monats nichts von Uganda wissen wollen und die ihm zugeführte Kost mit Verdauungsschwierigkeiten sanktioniert.
Doch auch außerhalb meines Körpers hat sich einiges getan in den letzten dreißig Tagen.
Wie schon in vorangegangen Berichten, vielleicht oft, erwähnt, habe ich das Taekwondotraining wieder angefangen und so meinen Kalender erheblich gefüllt.



Einen weiteren wichtigen Schritt habe ich erst in dieser Woche vollzogen. Zum ersten Mal habe ich die nicht existente Sicherheit Kampalas verlassen und mich ohne die die Hauptstadt umgebene Wildnis zu fürchten nach Gayaza begeben, wohin ich von der Familie meiner geschätzen Arbeitskollegin Irene für einige Tage eingeladen wurde. Schon auf der hinfahrt lief natürlich alles glatt. Mit nur wenig verspätung erreichte ich die Innenstadt wo ich zielstrebig, nach geringfügiger Suche, das richtige Taxi bestieg, das mich direkt und gradewegs nach Gayaza brachte. Während ich im Taxi die vorbeifliegenden Ortsschilder zu entziffern suchte, wusste ich das alles nach Plan verlief: ich hatte keine Ahnung wo ich war.
Zum Glück war Gayaza gleichzeitig die Endstation meines Taxis, was ich natürlich wusste, sodass ich den Ort garnicht verpassen konnte. So wurde ich nach wenigen Minuten auch eingesammelt und zum Haus von Irenes Bruder gebracht, dass sich auf dem Gelände einer Hochschulaußenstelle für Agrarwissenschaften befindet, an der dieser Studiert. Dieses Gelände wurde dann in den Folgenden Tagen ausführlich erkundet. Und es gab eine menge zu sehen. Neben langhornigen Kühen, großen Fischteichen und allerhand mit mehr oder weniger bekannten Pflanzen, sollten vor allem die Hühner von denen wir zwei zum verzehr erwarben, für mich von Bedeutung sein. Wieder zuhause angekommen wurde ich nämlich von den anwesenden ermuntert, mich doch einmal selbst im schlachten eines der Hühnchen zu versuchen. Gefragt getan. Ein schneller schnitt mit dem großen Messer bereitete dem Hauptgericht einen schnellen Tod. Dachte ich jedenfalls. Das Huhn, beziehungsweise der Körper des selbigen dachte jedoch garnicht daran den Geist aufzugeben und fing an wie verrückt durch die Gegend zu flattern und zu rennen. Der Spuk dauerte jedoch nur kurz bis wir es wieder eingefangen hatten und es sich nach kurzer Gegenwehr in sein Schicksal ergeben hatte. Und das war ein ziemlich leckeres.

Ansonsten waren meine drei Tage in Gayaza geprägt von der Erkundung des schönen Geländes, Gutem Essen und Fröhlichen DVD-Abendenden, sodass sie wie im Flug vergingen. Und doch war es wirklich schön, Kampala auch einmal den Rücken kehren zu können. Schlussendlich bleibt jedenfalls auch die Erkenntnis, dass Uganda nicht weit von hier entfernt ein ganz anderes Land sein kann. Und so freue ich mich auch schon auf den Trip zur "Quelle des Nils" nahe der schönen Stadt Jinja, der für übernächste Wochegeplant ist.

So wird es mir wohl auch in Zukunft nicht langweilig werden, was mich befürchten lässt, dass auch die nächsten Wochen und Monate nur an mir vorbeirauschen werden, wobei das wahrscheinlich einer Langweiligen Zeit vorzuziehen ist.
So ist es auch kaum verwunderlich, dass es viele der Erzählenswerten Erlebnisse die die Tage hier für mich bereithalten nicht in einen Blogartikel schaffen, obwohl sie es wohl mehr als verdient hätten. Da ist zum Beispiel der Friseur, der kaum mit der Schere umzugehen weiß, jedoch den Rasierer wie ein chirurgischen Präzessionswerkzeug schwingt, oder aber der Besuch Larissas aus Kumi, der nach nach Irrwegen durch Matsch und Verkehr in einer Chips und Taschentücherorgie endete.

Doch irgendwo muss dann auch Schluss sein, und nicht zuletzt die Privatsspähre in Zeiten von FB (für Laien Facebook) und Stasi.. verzeihung Studi VZ vor einem Abfließen in richtung der Weiten des Netz geschützt werden.

Daher soll es das auch wieder einmal von mir gewesen sein und es verabschiedet sich mit frisch geschorenen Grüßen,
euer und ihr
Carsten

Mittwoch, 19. Oktober 2011

.... oder auch nicht.

Afrika pur will man da doch glatt sagen...
Am Tag unserer abreise nach Gulu, die Sachen waren gepackt und alle in den Startlöchern, stellt der Chorleiter fest, dass es anstatt zwei, nur einen Bus gibt. Der reicht nun hinten und vorne nicht, aber da kein ersatz auf die schnelle zu beschaffen ist, müssen ich und ca 1/3 des Chors in Kampala bleiben, was für ein mist aber auch. Immerhin können Otto und Abel mitfahren.
Immerhin gibt es sich auch leute die sich darüber Freuen, das Lab-team.
Die leiden nämlich derzeit an akuter Personalnot und können mich mehr als gut gebrauchen
Und was macht man nun mit all der zusätzlichen zeit?
Frust essen...? Nein,
Frust Schopping? Ebenfalls nein,
Frust Training? Aber Ja!

Doch da ich schon viel zu lange ohne Taekwondo Verein bin, mache ich mich endlich auf die Suche nach dem, der mir empfohlen wurde und irgendwo zwischen Stadtteilen mit den vielsagenden Namen Kabalagala und Kysugu liegen soll.
So beginnt eine kleinen Odysee quer durch Kampala, (leider ohne Sirenen) bis ich schließlich das gefühl habe, nicht mehr auf dem richtigen Weg zu sein. Und das gefühl trügt mich nicht, habe ich, wie ich später erfahre, grade die Stelle passiert, die am nächsten an meinem Ziel liegt.
Wenige Boda-Bodaminuten später erreiche ich das Trainingszentrum von Coach Badru, in dem sich auch die Zentrale der "Uganda Taekwondo Federation"befindet.
Der Coach empfängt mich dort herzlich, und ich merke schnell das ich hier wohl einen echten schatz gefunden habe.
Und dieser eindruck sollte mich nicht täuschen als ich heute zu meiner ersten Trainingseinheit wieder nach Kysugu kam. Umgeben von (Afrikanischen) Topathleten, wird auf jeden einzelnd eingegangen und persönliche Ziele in Angriff genommen, während in der Gruppe eine super Stimmung herrscht. Hier lässt es sich wahrlich bleiben.

Da vergisst man doch fast das ich jetzt auch im Norden Ugandas hätte sein können... fast.
Immerhin komme ich am Wochenende wahrscheinlich besuch aus dem Osten. Larissa aus Kumi hat sich angekündigt.
So ist der Terminkalender auch schnell voll.
Aber das ist genau das was ich brauche.

Taekwondogrüße aus Kampala,
eurer und ihr
Carsten

Montag, 17. Oktober 2011

Ab in den Norden

Fast zwei Monate bin ich nun schon hier in Uganda undKampala ist, eine tolle Stadt, keine frage.
Doch so langsam ist es an der Zeit.....
nein, nicht nach Hause zu Fliegen, auf jeden fall jedoch, das Land ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. da kam es mir gerade recht, das mich Otto, der leiter des Comboni-Hauses, in dem ich wohne, fragte ob ich ihn und einen der Kirchenchöre unserer Gemeinde für einige Tage in den Norden Ugandas Fahren möchte. Wird die Seeligsprechung zweier uganischer Märtyrer gefeiert und das kleine Dorf in der Nähe von Gulu wahrscheinlich aus allen nähten platzen.

So geht es also morgen los. Bis zu 13 Stunden (wahrscheinlich aber mehr) werden wir morgen mit dem Bus unterwegs sein aber andere Verkehrsmittel gibt es nicht und da Abel ein Freund, der im Chor singt ebenfalls mit von der Partie sein wird, hoffe ich auf eine mäßig langweilige fahrt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Diese Reise wird jedoch dazu führen, das ich mich zwangsläufig bis Samstag aus der Welt des Internets verabschieden werde.
Ich wünsche euch daher allen ei,ne schöne woche und werde mich am Wochenende garantiert mir einem Bericht sowie, Bildern wieder zu Wort melden.

Reisende Grüße,
eurer und Ihr,
Carsten

Funfact: Die vorfahren der Dorfbewohner die jetzt die Märtyerer feiern haben damals dafür gesorgt das die Märtyrer zu ebensolchen wurden.

Witz des Tages: Was haben der seelige Daudi Okelo und ein VW Passat gemeinsam?
... beides Mehrtürer (Märytyrer)...
...(Ich weiß, geschrieben nicht halb so lustig)....

Sonntag, 9. Oktober 2011

Bilder klappe die 2.

So, hier auch mal wieder neue und neueste Bilder von Suedlich des Aequators:



Keine Suessen, sondern Kochbananen: die wunderbare Matoke




Einer der oft
erwaehnten Boda-Boda Maenner im Zentrum Kampalas




Ein Taxi, keine Reise ohne diese mit 14 leuten gefuellten Minivans



Ich (oh wunder) + Ivan im Haus von Lazarus einem dem Combi Missionarys

liebe Gruesse,
euer und ihr
Carsten

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Apropos Essen,

Aber auch das ist Afrika. Seit Montag hält mich eine nicht besonders lustige und mit allen Arten von Magenproblemen verbundenen Lebensmittelvergiftung in ihrem bann. Ist schön, fühlt sich nich schön an und zwingt mich nun alle möglichen Medikamente zu schlucken. Trotzdem gibt es auch Glück im Unglück. Da meine Arbeit, das reach Out Zentrum, nicht nur mit guten Ärzten gesegnet ist, sondern auch über eine umfangreiche Aphoteke verfügt, die ich beide kostenlos nutzen kann, binn ich hoffentlich bald wieder auf den Beinen.
Nun, zum Verursacher des Übels:
Wie nicht anders zu erwarten hat sich die Fahndung auf einen alten bekannten konzentriert, den Dönermann!!! Tatsächlich habe ich bei einem sonntäglichen Stadtbesuch in sehnsucht nach einem guten Döner bei diesem eingekehrt und nicht beachtet das die Salatbeilage wahrscheinlich nicht mit gekochtem, sondern mit Leitungswasser gewaschen wurde. Für einen westlichen Magen, der sichere Untergang.
Das ist jedoch nur ein Verdacht, wenn auch ein recht dringender.
Während ich mich nun auskuriere, bleibt mir wenigstens der Trost, dass es nicht Malaria ist, die ich aber noch erwarte.
Sowieso war ein Monat ohne Krankheit für schon mehr als unglaubwürdig.
Die Lebensmittelvergiftung kann ich also abhaken, aber was kommt als nächstes, der Krokodilbiss? Schussverletzung? oder doch Löwenangriff ?
Jedenafalls die Ugander halten ihr Land nicht für gefährlich , Indien sei viel schlimmer.... wenn das mal stimmt.
Jedenfalls war dies noch nicht die letzte Nachricht die ich aus den Tiefen Ostafrikas senden werde...

Euer und ihr
Carsten

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Von Poscho und Matoke...

Als ich mich vor nun etwas mehr als einem Monat ins Herz des Königreich Buganda begab, empfigen mich unzählige neue Eindrücke, Begegnungen und Neuerrungen, sodass einer der wichtigsten Teile einer jeden (fremden) Kultur für mich völlig untern Tisch fiel ... obwohl er eigendlich oft drauf stand. Das Essen.



So galt für mich ersteinmal der Grundsatz: Gegessen wird, was auf den Tischkommt und gelobt wird es auch, schließlich will man ja einen guten Eindruck machen. Nach und nach jedoch begann ich dann jedoch mich genauer mit der Ugandischen Küche auseinanderzusetzen und befinde mich nun in der Lage, hier ein wenig von den Geschmäckern und Besonderheiten hier in Ostafrika zu berichten:



Zuallererst sollte jedoch gesagt sein, dass alle meine Berichte ausschließlich die Küche des Bugandastammes, der in Kampala und zentral Uganda lebt, wiederspiegeln. Je nach Region kann die örtliche Küche teilweise extrem davon abweichen, denn während die Buganda hauptsächlich sesshafte Bauern waren und sind, und daher viele Feldfrüchte in ihren Mahlzeiten enthalten sind, ernähren sich die Nomaden der semiariden Regionen im nordwesten Ugandas hauptsächlich von tierischen Produkten. Nur ein Beispiel dafür, wie groß die Kulturellen Unterschiede innerhalb Ugandas sind.



Doch wie sieht eine typische Buganda Mahlzeit aus?



Das typische Essen der zentralugandischen Bantus ist heute eine bunte Mischung aus traditionellen und "neu" eingeführten Pflanzen. So gibt es oft, bei mir sogar jeden Mittag, Reis, der im Tropisch-feuchten Uganda gut gedeiht, sowie Bohnen die den traditionellen und günstigen Fleischersatz darstellen. Diese sind jedoch nicht grün, sondern sind eher den kidney-bohnen entsprechende Afrikanische Sorten. Das macht sie aber nicht weniger schmackhaft und so bleiben sie trotz ausgiebigen Konsums meinerseits ein ordentliches Hauptgericht. Jedenfalls solange sie wie auf meiner Arbeit üblich in einer Soße mit verschiedenem Gemüse gekocht und serviert werden.



Eine weitere beliebte Sättigungsbeilage ist die Süßkartoffel. Die ist zwar (oh Wunder) süßer als ihre, ebenfalls gelegentlich servierte, in Deutschland bekannte Verwandte, ansonsten jedoch von ähnlicher Konsestenz und Verwendung. Obwohl ich zu Beginn kaum genug von ihr bekommen konnte hat sich jetzt jedoch einigermaßen Ernüchterung breit gemacht und ich esse sie eher weniger. Anstelle der Süßkartoffel ist jetzt dafür ein typisches und traditionelles Gericht Ugandas getreten, die Matoke.



Matoke die Leibspeise ugandas ist eigentlich nichts weiter, als ein gekochtes Muß aus Kochbanen und mit seinem Kartoffelbreiartigen Aussehen auf den ersten Blick garnicht so besonders, beim Verzehr dann aber überraschend leicht und Schmackhaft wobei der Geschmack schwer zu beschreiben ist, denn „kartoffelartig“ würde der Matoke in keinster Weise gerecht werden und weder seinem wunderbaren Geschmack schmeicheln, noch in irgendeiner Weise die vielen unterschiedlichen Geschmacksrichtungen ein und der selben Mahlzeit beschreiben. Die Ugander jedenfalls lieben Matoke (too much), und genießen sie fast täglich, obwohl sie weder (für die Ugander) besonders günstig, noch sättigend ist. Trotzdem hat es die Matoke Staude daher zu einem nationalen Symbol Ugandas geschafft und gehört (oft von Fahrädern oder klapprigen Lastern transportiert) zum alltäglichen Straßenbild.



Doch das war noch lange nicht alles was die Küche Ugandas zu bieten hat. Neben Poscho, gekochtem Maismehl, und dem ebenfalls geliebten Chiabatti, einer Art Pfannkuchen den hier an jeder Straßenecke gibt, gehören Rolex (rolled eggs, Chiabatti+Spiegelei und Gewürzen) zu den beliebtesten Speisen.





Diese Liste könnte man nun beliebig fortsetzen, jedoch stets bei ein und demselben Problem ins Stocken kommen, dem akuten Fleischmangel. Diesem Problem, dem nur ungefähr einmal pro Woche ein Happen Linderung verschafft, ist die vielleicht größte Herausforderung der Ugandischen Küche



Eine weitere Hürde bei der lokalen Nahrungsaufnahme, sind zweifelsohne die Bewohner der örtlichen Gewässer. Nein, nicht die Fischer und Fährleute, wohl aber der sich unter ihnen befindliche Fisch. Dieser ist nämlich aufgrund seiner diversen und nie entfernten Gräten, besonders in der beliebten, doch die Grätensuche erschwehrenden Erdnusssoße, eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Leib und Leben.



Trotzdem lässt sich abschließend sagen, dass sich das essen hier durchaus sehen lassen kann und trotz mancher Schwierigkeiten meistens ein Genuss ist. Nur gelegentlich vermisse ich dann doch ein ordentliches Grau- oder Schwarzbrot, denn mit Broten haben die Menschen es hier wirklich nicht.



Doch damit verabschiede ich mich ersteimal wieder.



Viele kulinarische Grüße,



euer und ihr



Carsten