Mittwoch, 14. März 2012

Kampalas versteckte Perlen

"Der schönste Platz ist immer an der Theke..."
Nunja ich glaube das will keiner bestreiten. Auch hier in Kampala nicht, wo
es so viele Pubs und Bars gibt die mit Tropischem Flair und mini Preisen, zum
abendlichen Beisammensein einladen.
Doch diese als ganzes wahrlich nicht besonders schöne Stadt hat auch seine
gute(n) Seite(n). Seiten die man als Tourist wahrscheinlich nie entdeckt, die
aber auch vielleicht gerade dadurch ihren charme haben, oder aber vielleicht
auch nur für mich besonders sind und die meisten Menschen keinesfalls hinter
dem Ofen hervorlocken könnten.
Und doch wäre Kampala für mich ohne sie nicht das was es ist.

Einer dieser ganz versteckten Perlen ist der Stadtteil Banda, wo sich auch
eine der Reach Out Filialen befindet.
Obwohl eigentlich recht weit abseits des Zentrums gelegen und nicht mit den
großen Clubs gesegnet, ist Banda das Pure leben. Das liegt unter anderem an der
Chambogo Universität, die eine der größten Ugandas ist und dafür sorgt dass
sich unglaublich viele Studenten in Banda auf engstem Raum ballen.
Und wo Studenten sind, ist...? Ja
richtig: Party, günstiges Essen und auf jeden Fall immer jede menge Leben.
Diese Mischung mach Banda zu einem meiner absoluten Kampala Highlights.
Schon das passieren auf dem Weg zur Arbeit gerät zuweilen zur Versuchung.
Denn an den Straßen werden die Besten Sachen hier nicht nur abends sondern, den
ganzen Tag angeboten: Chapati, Rolex, Fleischspieße, oder aber einfach Pommes.
Doch gerade abends ist Banda ebenfalls ein spannendes Pflaster: Wer hart
studiert muss auch feiern können. Und so ist es nicht verwunderlich, dass hier
regelmäßig Studentenpartys größeren Ausmaßes stattfinden.

Genau das Gegenteil ist ein andere meiner Lieblingsplätze, der Hoch über
den Dächern Kampalas liegt.
Versteckt zwischen der Hecktik
Kinawatakas, eines Slums am Muya Hill, und den Armeebaracken die sich um die Hügelkuppe
drängen, schlängelt sich ein Weg, den ich als Schleichweg zu meinem Arbeitsplatz
in Kinawataka entdeckt habe. Nicht, weil er besonders abkürzend, oder aber
bequem ist, denn es geht doch steil aufwärts, jedoch weil sich dieser Aufstieg
wirklich jedes Mal lohnt. Denn ist man
erst einmal an den Villen vorbei die sich am oberen Teil des Hügels drängen,
erreicht man eine Gegend, die noch vollkommen unbebaut ist. Vögel singen,
Insekten fliegen und machen Geräusche, während man vom sonst allgegenwärtigen Lärm
der Alten Toyotas, und Schrottreifen LKWs verschont bleibt, als würde dieser
Ort irgendwie in einer anderen Welt liegen.
Dass die Realität gar nicht so weit
weg ist, vergisst man trotzdem nicht, denn das Panorama ist nichts weniger als
atemberaubend. Und auch wenn es nur die Östlichen Vororte Kampalas sind. Allein
die zu winzigen Ameisenartigen geschrumpften Menschen, die die Straßen so
Zahlreich bevölkern und ihrem geschäftigen Treiben nachgehen, zu beobachten oder
aber die ruhe und den in dieser Höhe angenehm starken Wind zu genießen, entschädigt
den Aufstieg hundertfach.
Nur den Sonnenbrand, den ich mir das
letzte mal eingefangen habe, als ich zu lange dort oben stehen Blieb, kann als
kleiner wehrmutstropfen gelten. Obwohl doch jeder weiß: Nach rot kommt braun.
Euer und ihr
Carsten